Camponovo Baumgartner Architekten
Umbau Eigentumswohnung: Zusammenlegung von zwei Wohnungen zu einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus aus den 70er-Jahren. Nichttragende Innenwände wurden entfernt. Gekurvte Trockenbauwände schaffen ein Raumkontinuum und Rückzugsorte in einer Wohnung, die ohne abschliessbare Türen auskommt.
Ausgangslage
Die Auftraggeberin wünscht sich eine Alterswohnung im Stadtzentrum von Biel für sich und Gäste. Sie möchte ein zeitgemässes Zuhause mit viel Farbe und Licht ohne toten Winkel. Der Betonbau von 1973 mit einem Stockwerk für Gewerbe und vier Wohnetagen war ursprünglich als Ärztehaus geplant. Die Vorzüge des Objekts liegen architetektonisch u.a. in den Bezügen nach aussen: besonnte Südfassade und ein angrenzender Hof mit Garten auf der Rückseite.
Entwurfsidee
Aufbrechen des bestehenden konventionellen Grundrisses mit einer Reorganisation der Räume. Hierzu wurden nichttragende Wände herausgenommen und mit neuen gekurvten Trockenbauwänden ergänzt, die die Fläche neu zonieren. Sie sind optisch zwischen der Decken- und der Bodenscheibe eingespannt.
Die körperhaften, im Raum platzierten Wände sind vollständig umgehbar. Sie schaffen ein Raumkontinuum. Lose liegen sie im Raum verteilt und fördern eine dynamische, fliessende Raumbewegung. Dennoch bieten die geschwungenen Wände Nischen und Rückzugsorte. Durch lärmabsorbierende Vorhänge lässt sich das Raumkontinuum zudem in eigens abgetrennte Raumeinheiten gliedern. Eine weitere Besonderheit der gerundeten Wände besteht darin, dass sie auf der Innenseite ihrer Schalen Einbaumöbel wie die Bibliothek oder die Küche aufnehmen. Aus Lärchenholz materialisiert, behalten diese Möbel aber eine gewisse formale Eigenständigkeit und lösen sich teilweise sogar von den Wandschalen ab, wie in der Küche der Oberschrank. Sie lassen sich auch als überraschende Anlehnung an die Elemente des Bestandes lesen – etwa die halbrunden Eternit-Schalen der Fassaden.
Das Tageslicht fällt von allen Seiten auf die Lehmwände und führt so durch die Wohnung. Durch die freie Raumabfolge entstehen unterschiedliche Stimmungen. Der Entwurf ist auf die Lebensbedürfnisse der Eigentümerin zugeschnitten bleibt aber durch den unkonventionellen Grundriss zugleich offen für andere Nutzungsbedürfnisse zu einem späteren Zeitpunkt.
Projektierung
Der Planungsprozess war kurz und intensiv und erfolgte im engen Dialog mit der Auftraggeberin, um möglichst alle ihre Bedürfnisse zu integrieren. Die Handwerker fungierten als enge Partner, mit denen die Ausführung im Dialog entwickelt wurde und Hand in Hand erfolgte.
Besonderheiten
Für den Umbau wurden natürliche Baustoffe wie Lärchenholz für Parkett und Einbauten, Lehmputz an den innenliegenden Wandflächen – ausser im Badezimmer, dies kompensiert die Schwankungen der Raumfeuchte. Im Wohnbereich sorgen die Lehmputzflächen für ein angenehmes Raumklima. Die runden Formen sowie die Materialisierung schaffen ein Erlebnis für die Sinne. Ausserdem sind sie Teil des Nachhaltigkeitsgedankens. So wurden ökologisch tragbare Materialien gewählt wie Massivholz und Tischlerplatten anstatt Spanplatte, MDF oder Sperrholz.
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