Murer André Architektur . photos: © Philipp Betschart
Bestand | Das schlichte, eingeschossige Schulhaus aus den 1950er Jahren befindet sich an exponierter Lage oberhalb des Rotsees, eingebettet in eine naturnahe, grüné Waldlandschaft. Das Gebäude ist neben dem benachbarten Kindergarten, Teil eines Ensembles mit grosser Bedeutung für das Quartierleben an der Kaspar-Koppstrasse. Es besteht aus zwei einfachen, pavillonartigen Baukörpern, welche über einen Zwischentrakt mit Vorraumfunktion miteinander verbunden sind. Der Übergang zum Erdreich erfolgt über ein massives Sockelgeschoss, welches die vorherrschende Hanglage aufnimmt und so das Schulhaus in den hügeligen Kontext einbettet. Das Gebäude verfügt neben dem verbindenden Vorraum mit Garderobe über Sanitär– und Lagerräume, sowie zwei Klassenzimmer. Die Ausrichtung der beiden Klassenzimmer wurde gen Süden zur Haupterschliessung und Anbindungsstrasse ausgeführt, so dass grosszügige Bandfenster die Räume mit Tageslicht versorgen. Um auch in Zukunft die Ansprüche an eine angenehme Lernatmosphäre zu erfüllen, sollte nun das freundliche, kindgerechte Schulhaus um einen Gruppenraum mit Garderobe und WC erweitert werden. Zusätzlich zum neu zu erstellenden Anbau, sollte das bestehende Schulhaus gestalterisch und energetisch aufgefrischt bzw. aufgewertet werden.
Projekt | Das Schulhaus Innerschachen wurde an der Westfassade um einen kleineren, dem Raumprogramm entsprechenden Anbau erweitert. Besonders wichtig war hier ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bestand und Neubau, welches die Weiterentwicklung sichtbar aber nicht in den Vordergrund stellen bzw. aufdringlich erscheinen lassen sollte. Themen, wie der massive Sockel, der hölzerne Duktus der Fenster und Dachuntersichten, sowie die von Versätzen geprägte Volumetrie wurden bewusst aufgenommen und in den Erweiterungsbau einbezogen.
Die Fortführung des Bestandes lässt sich auch an der Weiterführung der Firstkante und der bestehenden Dachflächen ablesen. Das harmonische Verknüpfen des Neubaus mit dem Bestandsbau mittels Farbigkeit und Aufnahme der beschriebenen Einzelelemente wird subtil über den Wechsel der Materialität in der Fassadengestaltung gebrochen. Die neuen Fassadenoberflächen sind im Gegensatz zum verputzten Bestandsbau geprägt von der dynamischen Erscheinung der unterschiedlich geschifteten, vertikalen Holzlattung. Die helle Farbgebung der Fassade überlässt der grünen Baumkulisse eine besondere Bedeutung und erzeugt ein freundliches, einladendes Bild.
Auch im Innenraum wurde eine zurückhaltende, helle Farbgebung gewählt, welche freundliche, lichtdurchflutete Räume generiert. Charakterisiert ist der Innenraum von der Sichtbarmachung und Inszenierung des Dachtragwerks. Die sich abbildende offene und grosszügige Raumgestalt wird durch teils abtrennende, teils verbindende Holzbau– und Schreinerarbeiten strukturiert und gegliedert. Funktional aufgeladen bieten die hellen Wand-, Schrank, Tür– und Sitzelemente mittels integriertem Stauraum und integrierten Funktionen ein Maximum an Nutzungsvielfalt. Unterschiedlichste Raumverbindungen durch Weg– und Blickbeziehungen wurden kombiniert mit den besonderen, naturnahen Ausblicken in die Landschaft rund um den Rotsee.
Seine Fortsetzung findet die Verortung des Gebäudes auch in der Gestaltung des neu formulierten Aussenraumes. Durch die Aufnahme des Versatzes in der Volumetrie entstand ein zentraler und gemeinsamer Vorplatz, welcher kindgerecht und vor allem Verkehrssicher gestaltet wurde, so dass ein sicheres Ankommen und Abholen der Schüler gewährleistet ist. Die Eingangsbereiche wurden mittels der Aufnahme den bestehenden Bänklis auch beim neuen Zugang miteinander verbunden, betonen das Ankommen und offerieren den Kindern eine sichere Wartemöglichkeit vor und nach dem Schulbetrieb.
_
Architektur: André Murer (MAI Architektur)
Landschaftsarchitektur: Christoph Wey, Luzern
Fotograf: Philipp Betschart, Luzern