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Hosoya Schaefer

Haus Myrte . Wädenswil

Hosoya Schaefer Architects . photos: © Rasmus Norlander

The 179-year-old Haus Myrte, part of the MEWA-Areal development in Wädenswil, underwent renovation. MEWA-Areal Wädenswil seeks to repurpose the Blattmann Metallwarenfabrik factory site for residential and commercial purposes, enhancing the neighborhood’s quality.

The building, formerly a men’s clothing store, retains its public ground floor for a project showroom, facilitating communication with neighbors and stakeholders. The first floor serves as an office, doubling as a client office during MEWA AREAL construction, while the second floor undergoes a spatial upgrade as an apartment. The removal of part of the attic slab on the top floor creates a loft-like living room, fostering spatial connections within the building. A
two-story atrium links the showroom and office floor visually. New interior materials reflect the past industrial heritage, aligning with a material concept rooted in the site’s metal production history.

Structural improvements, including bracing and seismic measures, were implemented, with added insulation for energy efficiency. Underfloor heating replaced old radiators where feasible. Future plans involve connecting the building to a geothermal heating system. The green-themed stucco facade, reminiscent of historical factory interiors, features distinctive shutters paying tribute to the Landy chair’s design by Hans Coray in 1938.
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Client: Blattmamm Metallwarenfabrick AG
Architects: Hosoya Schaefer Architects AG
Partner in Charge: Hiromi Hosoya

Civil Engineer: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zurich
HVAC Engineer: Consultair AG, Wädenswil
Electrical Engineer: eik-engineering ag, Winterthur
Building Physics and Fire Protection Expert: Kuster + Partner AG, Chur, Lachen, St. Moritz, and Basel
Lighting Design: LLAL AG, Zurich

Gemäss Eintrag im Lagerbuch der Gebäudeassekuranz wurde das Haus Myrte 1845 durch Heinrich Baumann erbaut. Das Wohnhaus war eines der ersten Gebäude, das an der um 1841 erweiterten Zugerstrasse errichtet wurde. Das Haus, das ursprünglich auf dem Land ausserhalb des Dorfes stand, befindet sich nun an einer städtischen Hauptstrasse mit Wohnblocks und Gewerbebetrieben. Da die meisten der damals errichteten kleinstädtisch-bürgerlichen Gebäude inzwischen abgerissen oder ersetzt wurden, ist das Haus Myrte eines der letzten lokalen architektonischen Zeugnisse dieser Zeit. Dazu kommt, dass ein schlichter klassizistischer Walmdach-Bau für ein Bauernhaus etwas Aussergewöhnliches ist und den Übergang vom bäuerlich-ländlichen zum bürgerlich-städtischen Wohnhausbau veranschaulicht.
Im Jahr 1984 wurde das Wohnhaus durch eine «Arbeitsgemeinschaft für Ortsbildpflege und Inventarisation» (AOI) inventarisiert. 2010 ersuchte die Blattmann Metallwarenfabrik die Aufhebung des Denkmalschutzes im kommunalen Inventar. Eine Prüfung durch die Denkmalpflegekommission des Kantons Zürich ergab, dass der Zustand des Hauses auf Grund der baulichen Veränderungen im Laufe der Jahre nicht mehr erhaltenswert sei. Folglich wurde 2011 das Objekt aus der Denkmalschutzliste entfernt.
Im Jahr 2022 wurde die Sanierung und Umnutzung des 179-jährigen Hauses Myrte als erste Etappe der neuen MEWA-Areal-Überbauung in Wädenswil beschlossen. Die Entwicklung des Areals für Wohn- und Gewerbenutzungen soll die nachbarschaftlichen Qualitäten verbessern. Nach seiner Fertigstellung dient das Haus Myrte als Dreh- und Angelpunkt zur Kommunikation für die weitere Standortentwicklung. Als ein Ort der Interaktion wird es informative Veranstaltungen, sowie Vorträge und Ausstellungen beherbergen.
Die Menschen und die Gemeinschaft der Gegend erinnern sich an das historische Gebäude vor der Renovation. Wenn man mit den Stadtbewohnern spricht, werden viele Erinnerungen an dieses Gebäude erzählt. Es war einst ein Lebensmittelgeschäft und eine Herrenschneiderei. Für uns als Architekten war es wichtig, möglichst viel Substanz des geschichtsträchtigen Bauwerkes zu bewahren. Obwohl es nicht mehr unter Denkmalschutz steht, bewahrt das Gebäude Geschichten und Erinnerungen als ein lokales Erbe, welches wir nun mit dem behutsamen Umbau in die Zukunft überführen. Das öffentliche Erdgeschoss bleibt erhalten und dient als Ausstellungsraum, um Anwohner und andere Interessengruppen über die Umnutzung des ehemaligen Fabrikgeländes in Wohn- und Gewerbeflächen zu informieren.
Während der erste Stock für den Bauprozess des MEWA-Areals als Büro dient, bleibt der zweite Stock als räumlich aufgewertete Wohnung erhalten. Durch das Entfernen eines Teils der bestehenden Decke im obersten Stock wird ein loftartiges Wohnzimmer mit hohen Decken generiert. Öffnungen in den Decken schaffen Verbindungen zwischen den Etagen und entspannen die enge Raumkonfiguration. So entstehen auch Blickbeziehungen zwischen dem öffentlichen Erdgeschoss und der Büronutzung im ersten Obergeschoss. Das neue Materialkonzept basiert auf den ehemals produzierten Metallwaren und erinnert an die vergangene Industrie des MEWA-Areals.
Obwohl das Gebäude äusserlich in einem guten Zustand war, ergab eine Bauuntersuchung, dass dessen Struktur ertüchtigt werden musste. Folglich wurde das Gebäude durch den gezielten Einsatz von Stahlbeton stabilisiert und seismische Messpunkte platziert. Darüber hinaus wurden Boden und Dach gedämmt, um zukünftig Energie einzusparen. Wo es die Raumhöhe erlaubte, wurden die alten Heizkörper durch eine Fussbodenheizung ersetzt. Vorläufig wird das bestehende Gasheizsystem beibehalten. Zukünftig soll das Haus Myrte samt allen neuen Gebäuden auf dem MEWA-Areal mittels Geothermie geheizt werden. Die Stuckfassade wird erneuert und in einem Grünton gestrichen, welcher in der Vergangenheit häufig in Fabrikinnenräumen zum Einsatz kam. Gelochte Aluminiumläden ersetzen die ehemaligen Holzläden und bilden eine Hommage an den von Hans Coray im Jahr 1938 entworfenen Landi-Stuhl.