Muffler Architekten . photos: © Brigida González . + baunetz
Historical events shape identity, and this holds true for the building at Theaterplatz 4. Located directly across from the significant Weimar National Theatre, it plays a crucial role in the city’s narrative. This heritage-listed for- mer carriage depot (1823) stands as a witness to a diverse history.
Context
Like the city itself, the building has undergone numerous architectural transformations. Its most recent incarnation as an art gallery, known as the “Bauhaus Museum,” strategically aligns with Theaterplatz, showcasing its grand facade. While the original symmetrical concept has been somewhat obscured by alterations to the side annexes, the art gallery’s expansive exhibition space emerges clearly from its original symmetry. However, while the building’s connection to the square is well-defined and architecturally signi- ficant, this precision is lost in the rear portion.
Urban Design
The overall neighborhood is undergoing a transformation with the design of the “House of the Weimar Republic.” The museum aims to bestow a distinctive identity upon the Zeughofquartier, serving as its prominent and prestigious centerpiece. The ruin of the former armory, closely linked to the House of the Weimar Republic, plays a vital role in this transformation. The preserved outer walls of the armory’s base intersect with the structure of the art gallery, providing a tangible link between the histories of both buildings, contributing to their shared identity, and offering an opportunity to revitalize the rear area of the existing art gallery.
Concept
The design follows a simple yet clear concept: enhancing the existing through minimal interventions. The foyer, museum shop, and cloakroom serve as an introduction to the building, granting access to the expansive hall of the art gallery. This space houses the initial section of the exhibition and is also flexible enough to accommodate events or special exhibitions. In a logical progression, the portal of the hall is mirrored on its rear wall, creating a seamless transition to the extension. The new structure interacts with the existing, maintaining a respectful distance rather than engulfing it. A lightweight circulation element serves as a connecting element between the existing and new building, seamlessly integrating all levels of the House of the Weimar Republic at their vertical intersection. This design also provi- des a direct experiential connection with the armory ruins.
Functionality
The extension of the museum is built upon the foundation of the armory ruins, consisting of three distinct yet purposeful spaces. The garden level encompasses areas of political education, housing a multifunctional room and a small café. With its transparent design and openness on all sides, this space fosters a connection with the surroundings. The interior is minimally partitioned, with a focus on the historic base walls of the armory. The middle level continues the exhibition space, providing flexibility through movable partitions or inserted structures. This neutral space places emphasis on the museal presentation, while strategically positioned windows offer direct views of the open area. The upper level serves as a hub for scientific research, accommodating offices, meeting areas, and a library within a flexible framework. A continuous band of windows ensures ample natural light and establishes a connection with the outside environment. The basement remains mostly unchanged, serving as storage and technical areas, while the public restrooms will be renovated to align with the overall design.
Materiality and Construction
The design aims to exude a sense of tranquility and presence. The extension seamlessly continues the narrative of the art gallery, breathing new life into its identity. To achieve this, a homogeneous structure will be added to the existing heterogeneous building, embodying a classic elegance. A simple and raw reinforced concrete framework provides the foundation, while the ground floor seamlessly blends interior and exterior spaces, accentuating the historic walls of the armory. The solid structure above appears to float, with windows thoughtfully integrated to serve their pur- pose. The interior spaces feature understated surfaces and sustainable materials, creating simple, plastered rooms. To highlight its clear and unified effect, the museum’s extension will be clad in a dress-like facade. White rounded tubes adorn the exterior, symbolizing an expansion of functions while retaining the existing structure as a backdrop.
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Historische Ereignisse stiften Identität. Dies trifft auf das Gebäude am Theaterplatz 4 zu. Es ist unmittelbar gegenüber des bedeutsamen Weimarer Nationaltheaters gelegten und spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Situation Der denkmalgeschützte Bau einer ehemaligen Wagenremise (1823) ist Zeitzeuge einer wechselhaften Geschichte. Wie die Stadt hat sich auch das Gebäude transformiert und wurde mehrfach baulichen Veränderungen ausgesetzt. Das zuletzt als Kunsthalle bzw. „Bauhaus-Museum“ genutzte Gebäude orientiert sich städtebaulich klar zum Theaterplatz und präsentiert hier seine Schaufassade. Der symmetrische Grundgedanke des Originalentwurfs ist durch die Veränderung der seitlichen Annexbauten nicht mehr unmissverständlich ablesbar. Trotzdem entwickelt sich der große Ausstellungsraum der Kunsthalle klar aus seiner ursprünglichen Symmetrie heraus. Während der Bestand zum Platz hin baulich gefasst ist und in klarem Bezug zu diesem steht, verliert sich diese präzise Situierung im Rückbereich. Städtebau Im Zusammenhang mit dem Entwurf des „Hauses der Weimarer Republik“ findet eine Umgestaltung des gesamten Quartiers statt. Das Museum soll dem Zeughofquartier eine markante, erste Adresse geben und ihm so Eigenidentität verleihen. Eine entscheidende Rolle hierbei spielt die Ruine des ehemaligen Zeughauses, die in unmittelbarem Zusammenhang zum Haus der Weimarer Republik steht. Die erhaltenen Außenwände des Sockelgrundrisses verschneiden sich im Rückbereich mit dem Baukörper der Kunsthalle. An ihnen lässt sich die Geschichte beider Häuser ablesen – Sie stiften Identität und bietet die Möglichkeit dem Rückraum der bisherigen Kunsthalle ein neues Gesicht zu verleihen. Konzept Der Entwurf folgt einem einfachen, aber klaren Konzept: Das Bestehende wird durch minimale Eingriffe aufgewertet. Foyer, Museumsshop und Garderobe leiten in das Gebäude ein und erschließen den großen Saal der Kunsthalle. Dieser beherbergt den ersten Teil der Ausstellung, bietet jedoch auch alle Möglichkeiten zur flexiblen Nutzung für Veranstaltungen oder Sonderausstellungen. In logischer Konsequenz spiegelt sich das Portal des Saals an seine Rückwand und bildet somit den Übergang zum Erweiterungsbau. Das Neue interagiert mit dem Bestehenden, soll es aber nicht umklammern, sondern mit respektvollem Abstand behandeln. Hierbei vermittelt ein leichter Erschließungskörper als Fuge zwischen Bestand und Neubau und verknüpft so alle Ebenen des Hauses der Weimarer Re- publik an deren Schnittstelle vertikal. Gleichzeitig wird hier die Ruine des Zeughauses direkt erlebbar. Funktion Der erweiternde Museumskörper lagert auf der Zeughausruine auf und bildet drei einfache Räume, die ihrer jeweiligen Nutzung entsprechen: Das Gartengeschoss beherbergt mit dem Multifunktionsraum und einem kleinen Café die Bereiche politischer Bildung. Es ist transparent und öffnet sich zu allen Seiten hin. Der Raum ist kaum gefasst und nur durch Möbel zoniert. Zentrales Element ist die Wahrnehmung der denkmalgeschützten Sockelwände des ehemaligen Zeughauses. Im mittleren Geschoss wird der Ausstellungsbereich weitergeführt. Der Raum bietet Flexibilität und kann nach Belieben durch eingestellte Körper oder mobile Trennwände gegliedert werden. Er bildet ein neutrales Raumvolumen und fokussiert sich auf die museale Darstellung. Zwei gezielt gesetzte Fenster bieten unmittelbare Ausblicke in den Freiraum. Das Obergeschoss bietet Raum für wissenschaftliches Forschen. Hier siedeln sich – in einem flexiblen Rahmen – Büros, Besprechungsbereiche sowie ein Bibliothek an. Ein langes Fensterband dient der Belichtung und baut einen Bezug zum Außenraum auf. Das Untergeschoss wird weitestgehend belassen und nimmt Lager- sowie Technikflächen auf. Die öffentlichen Toiletten werden saniert und erhalten einen neuen, dem Entwurf entsprechenden Eingang. Materialität und Tektonik Der Entwurf soll in seiner Wirkung gleichzeitig Ruhe und Präsenz ausstrahlen. Der Erweiterungskörper schreibt die Geschichte der Kunsthalle weiter und verleiht dieser eine neue Identität. Dem heterogenen Bestand soll da- her ein homogener Körper angelagert werden, der eine klassische Eleganz suggeriert. Diese überstrahlt das Bestandsgebäude nicht, sondern erscheint als dessen Konterpart. Eine einfache und rohe Stahlbetonkonstruktion bildet das Grundgerüst. Im Erdgeschoss fließen Innenräume in Außenräume und inszeniert die historischen Wände des Zeughauses. Darauf lagert ein solider Körper, der zu schweben scheint. Fenster, so wenig wie möglich, lediglich der Funktion dienend. Ansonsten einfache verputzte Räume mit zurückhaltenden Oberflächen und nachhaltigen Materialien. Um dessen klare und homogene Wirkung zu unterstreichen hüllt sich der museale Körper in ein Kleid. Weiße Rundrohre profilieren die Fassade des Erweiterungsbaus. Ein Haus das Nutzungen und Funktionen erweitert, das Bestehende aber als Kulisse belässt. Kann Architektur Demokratie baulich vermitteln? Seit geraumer Zeit sind wir mit dem Bau des Hauses der Weimarer Republik beschäftigt. Ein Bau in dem die Weimarer Republik nicht nur musealisch dokumentiert werden soll, sondern der Aspekt der politischen Bildung neben der musealen und multimedialen Präsentation die wesentliche Säule des Hauses ist. Als wir den Wettbewerbsentwurf bearbeiteten war die Grundlage unserer Überlegungen: Können wir mit dem baulichen Konzept den Inhalt des Gebäudes vermitteln, also kann Demokratie sich in unserem Tun abbilden beziehungsweise wiederspiegel? Das Öffentliche, die Transparenz und eine nicht-hierarchische Haltung sind Schlagworte mit denen „demokratische Architektur“ im Grundsatz belegt ist. In der Praxis bedeuten dies nicht zuletzt viel Glas – denn wo viel Glas ist, sind Offenheit und Transparenz augenscheinlich. Ein transparentes Gebäude bietet dem Nutzer das Innere dar, es bezieht ihn mit ein und bildet dadurch Öffentlichkeit ab. Auf einschüchternde Symbolsprache wird dabei verzichtet. Status- und Machtzeichen, Hierarchie und ein klares Oben und Unten wird vermieden. Keiner ist ausgeschlossen, alles ist für jedermann zugänglich. Offenheit ist das Grundprinzip. Nach längerem Nachdenken über die gestellte Bauaufgabe und die bestehende Situation, mit den Fragmenten des Zeughauses aus dem Entstehungsjahr 1753, der Wagenremise von 1823 und deren Umbauten aus dem Jahr 1955 – welche zuletzt das Bauhausmuseum aufnahmen – waren diverse Parameter gegeben. Die Baumasse die sich durch die notwendigen Erweiterungsflächen ergibt, ist Spielraum für unsere Überlegungen. Dies erfordert in unseren Augen einen Dialog zwischen den gegebenen und charaktervollen Einzelteilen. Eine Auseinandersetzung mit Historischem und Neuem, mit der Geschichte und der Gegenwart. Ein Spiel einzelner Kräfte, deren Wichtung und Bedeutung. Wir sehen dabei keine „demokratische Architektur“ als solche, sondern eine Architektur die anspricht und vermittelt, mit der man sich identifiziert. Ein Miteinander der Kräft, die sich gegenseitig respektieren und bestärken. Das architektonische Bild soll vom baulichen Detail bestimmt sein. Aber auch von dem Ornament und der Symmetrie des Bestands. Das Neue ist dabei nur Teil des Ganzen. Ein Teil, der sich durch seinen Ausdruck formal zurückhält, der sich geschlossen zeigt und nur an den Stellen transparent ist, an denen die anderen Teile des Ganzen es verlagen. Stellen, an denen dieser Dialog in der Fokus treten soll, an denen Geschichte sichtbar wird. Jedes Teil des Ganzen ist von Bedeutung und jedes Teil respektiert sein Gegenüber. Wir denken, dass sich Demokratie auf diese Weise in unserem Entwurf baulich widerspiegelt. Nur durch den nötigen Respekt der Einzelteile – des Individuums – zueinander, kann sich Demokratie vermitteln. Nicht-hierarchisch und offen gegenüber seiner Nutzung und dem Lauf der Zeit. „Demokratische Architektur“ als solche gibt es wohl nicht. Wir denken aber, dass der Verzicht auf Hierarchie und vor allem auf eine materielle Machtsymbolik das Miteinander unterstützt. Diese zurückhaltende Bescheidenheit ist gleichzeitig Ausdruck selbstverstädndlicher demokratischer Grundwerte wie Freiheit und Offenheit, Vielfalt und Toleranz. So sind wir es angegangen und hoffen, dass der bewusste Verzicht uns hilft, den Inhalt und das geistige Gut dieser wahrlich wichtigen 14 Jahre unserer Deutschen Geschichte auch als Konzept in dem neuen Gebäude als Teil eines Ganzen zum Ausdruck zu bringen.