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Herzog & de Meuron

Sanierung Kunstmuseum . Basel

Herzog & de Meuron

Ein neuer Ort für Basel: der Museumsplatz
Der Hauptbau des Kunstmuseums von 1936 (Bonatz und Christ) und der Neubau von 2016 (Christ & Gantenbein) zeigen sich zur Dufourstrasse verschlossen. Der Platz zwischen den beiden Gebäuden ist momentan nicht mehr als ein Verkehrsraum.

Dieser Ort hat städtebaulich und für die Identität des Kunstmuseums in der Stadt grosses, ungenutztes Potential. Der umbenannte ‹Museumsplatz› könnte die Mitte eines Ensembles aus Kulturbauten werden. Nach der Sanierung und Neunutzung der ehemaligen «Erste Kirche Christi, Wissenschafter» als Musikproberaum könnte man ein oder zwei weitere, angrenzende Bauten umnutzen / neubauen und einer kulturellen Nutzung zuführen. Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, bedarf es zweier Massnahmen:
1. Der Durchgangsverkehr müsste – und das gilt vermutlich für die ganze Innenstadt – ausserhalb des äusseren Rings (der Stadtbefestigung nach 1356) geführt werden. Die Strassen innerhalb des Rings hätten für den Individualverkehr nur noch Zubringerfunktion und würden zu attraktiven Aufenthaltsräumen.
2. Die Gebäude, die den Platz rahmen, müssten sich zueinander öffnen und somit der Aufgabe heutiger Kulturbauten gerecht werden – Orte der Begegnung von Menschen zu sein, nicht nur Orte des Bewahrens und Schützens von Artefakten.

Der ‹Museumsplatz› komplettiert die Kette ‹Mittlere Brücke – Rheinsprung – Münsterplatz – Rittergasse›, welche heute abrupt an einer abweisenden Verkehrsachse endet.

Der Ostflügel: Kern der Belebung von Innenhof und “Museumsplatz”
Die Neuorganisation der Nutzungen im Erdgeschoss folgt der städtebaulichen Vision, Haupt- und Neubau des Kunstmuseums auch auf dem Stadtboden miteinander in Verbindung treten zu lassen, und gleichzeitig einen neuen Platz für Basel zu schaffen. Um dies zu erreichen, versorgen wir den Ostflügel, der seit dem Umbau von 2016 eine zum Stadtraum und zum Innenhof hin eher stumme Erschliessungszone und Garderobe ist, mit neuer Energie: Empfang, Shop, Bistro und Café werden an dieser Seite angeordnet, an der Schnittstelle von Haupt- und Neubau – in der MITTE des erweiterten Museums. Diese publikumsintensiven und städtischen Funktionen öffnen sich – denkmalpflegerisch minimal-invasiv – sowohl zum grossen Innenhof als auch zum “Museumsplatz.” Sie erhalten Aussenbereiche auf beiden Seiten und beleben an schönen Tagen nicht nur den grossen Innenhof, sondern auch den Platz mit dem Brunnen von Alexander Zschokke unter den grossen alten Kastanien. Es geht nicht, wie verschiedentlich kommentiert, um einen neuen Eingang ins Museum, sondern um einen Zugang zu Shop und Café, auch ausserhalb der Museums-Öffnungszeiten.

Der Neubau hat bereits einen eigenen Eingang vom “Museumsplatz” und ein grosses Fenster in die Anlieferungszone, die auch für Veranstaltungen genutzt wird. Es sind keine Umbaumassnahmen erforderlich, um ihn zum Stadtraum und zum Hauptbau hin zu öffnen.

Die Arkade am St. Alban-Graben wird im Gegenzug wieder in ihren nahezu originalen, ruhigen Zustand zurückgeführt. Veränderungen für Ticketverkauf von 2016 und der Bistro-Eingang aus dem Jahr 2006 werden rückgebaut.

Alles soll in diesem neuen Erdgeschoss gleichzeitig stattfinden können, die Räume sind mehrschichtig, es gibt kaum Abtrennungen, die Funktionen überlagern sich: Lernen und Lehren am und im grossen Innenhof; Kunsterlebnis in der Eingangshalle; Empfang, Shop und Café als grosses “Wohnzimmer” im erweiterten Siebenfenstersaal, über der grossen Treppe, als neue MITTE des erweiterten Museums; der kleine Innenhof als temporäre, künstlerische Aktionsfläche; dessen Umgang, ein Ort für aktives Selbststudium, für Apéros im Zusammenhang mit Vorträgen, und natürlich als ein wiedergeöffneter Alltagszugang vom Picassoplatz.
Einen Café kann man auch im Shop trinken und dazu ein Buch lesen; an der Bar oder den Hochtischen zum Arbeiten einen Drink nehmen; fein essen gehen im Kunstmuseum auch ausserhalb der Öffnungszeiten.
Es gibt neue Einblicke, Ausblicke, Durchblicke und Querbezüge: zwischen Innenhof und Shop; Bistro und Museumsplatz; Kunst und Kunstvermittlung; Eingangshalle und kleinem Innenhof; Ausstellung und Stadtraum.
Das Erdgeschoss des Hauptbaus wird ein niederschwelliger Ort, attraktiv für Junge und Alte, für Basler und Besucher, für solche mit Kunstinteresse und für solche, die sich einfach nur an einem schönen Ort aufhalten oder treffen möchten. Einem Ort, geprägt von seiner reichen Geschichte, und gleichzeitig ein ganz normaler städtischer, zeitgenössischer Ort.
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