Marazzi Reinhardt . photos: © Aladin Klieber . © Ramon Spaeti -model-
Auf einem brach liegenden Feld einer ehemaligen Bio-Gärtnerei mitten in Wildensbuch im Zürcher Weinland wurde ein MFH mit vier Wohneinheiten in Holzbauweise realisiert. Die anonyme Architektur der Ökonomiebauten dient als Ausgangspunkt für die Interpretation von Wohnen auf dem Land. Um einen massiven Kern entwickelt sich eine filigrane Holzkonstruktion in einer Stab-Zangenkonstruktion. Diese schützt durch ihre umlaufenden Laubengänge die Privatsphäre und macht die Innenräume grosszügiger.
Ohne die üblichen Kernzonen- Bauvorschriften zu missachten wurde eine Methode gesucht, die Merkmale einer ortstypischen ruralen Architektur mit den Bedürfnissen von zeitgemässem Wohnen in einem Mehrfamilienhaus zu vereinen. Ruhige, geschlossene und rhythmisierte Baukörper in Holz und Ziegel in einer vertrauten Volumetrie bilden den Ausgangspunkt der Gestaltung. Bewährte Stab- und Zangenkonstruktionen aus dem Scheunenbau dienen ebenso als Inspiration wie die ortsüblichen Ziegelschilder. Typische Merkmale von Wohnbauten wie Hauszugänge oder Lochfenster werden zugunsten einer strengen und doch filigranen Fassadenordnung eliminiert.Dadurch wird die Konstruktion erlebbar – und gleichzeitig wird Vertrauen und Ruhe vermittelt. Das Holz wurde unbehandelt verbaut. Dadurch entwickelt es eine starke Präsenz und Unmittelbarkeit, welche die Haltung einer ruralen Architektur prägt.
Der Zugang befindet sich im Untergeschoss entlang einer Stützmauer aus sandgestrahltem Geröllbeton. Der Erschlissungskern mit Treppe und Lift ist massiv in Beton ausgeführt und wird bewusst ohne Tageslicht entwickelt. Umso grösser ist der dramaturgische Effekt beim Eintritt in die Wohnräume- Holz, Licht Grosszügigkeit und eine bewusste Verbindung von Aussen und Innen werden sichtbar. Im Erdgeschoss befinden sich zwei kleine 2.5 ZI-Wohneinheiten mit Garten und im Ober- und Dachgeschoss zwei Maisonettewohnungen mit einer grosszügigen Laubenschicht als Aussenraum. Die Laubengänge erweitern den Wohnraum und sorgen gleichzeitig für genügend Privatsphäre und für einen konstruktiven Sonnenschutz. Diese Raumschicht erlaubt auch traufseitig genügend hohe und belichtete Räume im Dachgeschoss, da der Kniestock nach innen verschoben werden kann. Dachaufbauten und Dachflächenfenster wurden dadurch unnötig – dafür konnte eine PV-Anlage in maximaler Grösse und idealer Ausrichtung realisiert werden.
Das Tragwerk besteht aus einer Stab-Zangenkonstruktion aus Fichtenkonstruktionsholz. Die Konstruktion hat auf jedem Stockwerk einen anderem Rhythmus entsprechend dem darunter liegenden Raster. Die Aussteifung erfolgt über den massiven Erschliessungskern. Das Tragwerk wird mit konstruktiven Massnahmen geschützt. Die Fassade ist in unbehandelter Lärche ausgeführt. Der Brandschutz konnte durch eine entsprechende Dimensionierung der tragenden Bauteile gewährleistet werden. Eine Holzschnitzelheizung als Wärmeerzeuger rundet die nachhaltige Bauweise ab.
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