Marazzi Reinhardt . photos: © Ladina Bischof
Ein neues Einfamilienhaus in der Kernzone? Keine Scheune, kein Bauernhaus… Ein neuzeitlicher Typus, vertraut und doch eigenständig. Der Neubau befindet sich am Rand der Kernzone von Gotzenwil, einem Weiler nahe Winterthur. Gemeinsam mit einem der ältesten Mehrzweckbauernhäuser der Siedlung entsteht ein neues Ensemble, welches den prominenten Auftakt beim Ortseingang bildet. Über die Setzung, Volumetrie, die typologischen Elemente und die Materialität fügt es sich in den Kontext ein. Gleichzeitig verortet sich das neue Haus selbstbewusst in der heutigen Zeit.
Das Bauernhaus sowie die Umgebung mit Hofplatz, Bauerngarten und Obstbaumwiese sind geschützt. Der Neubau respektiert den Bestand durch die Setzung an der Hangkante. Der schmale Baukörper hat keine Dachaufbauten, erscheint vom Platz her zweigeschossig, und somit wesentlich niedriger als das Bauernhaus. Der Blick auf den Bestand und die Umgebung bleibt intakt. Die einfache Geometrie, kombiniert mit der differenzierten Materialität und den vertrauten typologischen Elementen, verleiht dem Bau eine Zurückhaltung, aber gleichzeitig auch eine selbstbewusste Präsenz. Der Sockel in Sichtbeton, die Fassade aus einem, mit Kellenwurf verputzten, Einsteinmauerwerk. Die Öffnungen sind mit Betonfensterbänken und stürzen abgeschlossen, komplettiert werden die Gewände durch Faltläden aus Holz. Die Dachrinne verweist auf die üblichen, oft schmalen traufseitigen Dachuntersichten. Im Grundriss einfach, zeigt sich im Schnitt ein komplexeres, über drei Geschosses organisiertes Haus. Im Erdgeschoss befindet sich neben Garage, Eingang und Küche das repräsentative Esszimmer. Das Gästezimmer und der familiär genutzte Wohnbereich liegen im Tiefparterre welches sich gegen die Landschaft öffnet, die privaten Zimmer liegen im Obergeschoss. Der Schnitt folgt der topografischen (und baurechtlichen) Situation. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Raumhöhen verleihen den Zimmern einen differenzierten Charakter. Die Balkendecken in Holz-Betonverbund generieren zusätzliche Höhe und verringern gleichzeitig die Masse, was grauenergetisch erwünscht ist. Das Haus entspricht dem Standard Minergie-A Eco, ist jedoch nicht zertifiziert. Der reichhaltige Innenausbau deckt funktionale Bedürfnisse ab, erinnert aber auch an die repräsentative Wohnstube stattlicher Bauernhäuser.
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