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Camponovo Baumgartner

CIAHAD House . Arosa

camponovo baumgartner architekten . Photos © Walter Mair

The CIAHAD cabin is located in Arosa at 1’800 meters above sea level, with a magnificent view of the breathtaking landscape of the Grisons Alps. The town is characterized by old mountain barns and buildings of the early tourism movement.

Its rich history left marks traces on the hut, which apparently has always been a place to linger. An anecdote tells that once hikers sat down in front of the house as if it was a mountain restaurant. The building owner’s mother brought them drinks and left them believing it was a restaurant. The hikers were not completely mistaken, however, as the cabin’s name, CIAHAD, means «Come In And Have A Drink» in English.

The former farmhouse was used as a holiday cabin as early as the 19th century. Through several renovations over the decades, new layers of material and finishes were applied to the walls, but without changing the basic wooden structure.

We kept the existing spatial structure, yet modified the programming of the rooms. The unheated kitchen was situated in the former pigsty, which now houses a granny apartment with a bedroom, a bathroom, and a library. The kitchen, in turn, was moved to the center of the house, where it was originally located.

Two built-in elements articulate the rooms. They refer to the traditional stoves in the parlors of the Grisons. One of them is a soapstone oven that heats the kitchen and the living room. The other built-in element is the shower. Together, they form the building services installations.

The wooden wall paneling in the living room has been preserved in its original state. By using differently treated plywood panels, we interpreted the existing pattern and continued it the throughout the other rooms in a contemporary manner. The four rooms on the ground floor form an enfilade with each room two steps lower than the previous one. A continuous horizontal line established by the wooden wall paneling emphasizes the different room levels.

The renovation revealed a part of the cottage’s history under each layer. For example, on the porch, under the cladding came to light the former exterior wall with a previously forgotten window. On the old parquet floor in the living room, we found traces of nailed boots that used to be put on while sitting. In this sense, the renovation has revived the stories of CIAHAD.
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Blickt man von der luftigen Veranda aus 1800 Meter Höhe über Meer in das Tal, ist es, als würde man über die Bündner Berglandschaft fliegen. Auf Terra Grischuna ist man dem Himmel nah. Die Abgeschiedenheit, der Weitblick prägen diesen Ort mit den Strickbauten aus dem 17. Jahrhundert und schaffen eine behagliche Atmosphäre.

Das Ferienhaus CIAHAD, das sich auf dem Hügel von den anderen Bauten in der Nachbarschaft abhebt, gibt sich unbeeindruckt von der Entwicklung Arosas: Eine Kleingemeinde die erst zu einem Kurort wurde, schliesslich zu einem lebhaften Tourismusort mit kühner, moderner Architektur, der heute bloss noch spröden Charme versprüht.
Das Haus CIAHAD lädt seit jeher zum Verweilen ein. Nach einer alten Anekdote sollen sich Wanderer mit jener Selbstverständlichkeit vor das Haus gesetzt haben, wie sie es in einem Gasthaus tun würden. Die Mutter des Bauherrn versorgte sie mit Getränken. Und liess sie im Glauben, das Haus sei tatsächlich ein Gasthaus. So falsch lagen die Wanderer nicht, verbirgt sich hinter dem Namen CIAHAD doch gerade diese Bedeutung. Die Abkürzung CIAHAD, Englisch ausgesprochen, steht für «Come In And Have A Drink». Der Urgrossvater des Bauherrn aber hatte eine andere Intention, als er das Haus so nannte. Er war einst Anwalt des Shahs von Persien und besass ein Haus in Teheran. Der Name des Hauses in Arosa, das er 1930 kaufte, sollte demnach einen persisch klingenden Namen haben: schliesslich kam er auf CIAHAD.

Das Ferienhaus prägen noch ältere Geschichten. Das einstige Bauernhaus wurde bereits im 19. Jahrhundert als Feriendomizil genutzt. Die zahlreichen Umbauten über die Jahrzehnte fügten dem Haus immer mehr Schichten und Materialien zu. Unser Eingriff entfernte diese Schichten bis auf die solide, hölzerne Grundstruktur und fügte wiederum eine neue Schicht hinzu.
Wir haben die bestehende Kammerstruktur beibehalten, aber die Funktion der einzelnen Räume verändert. Aus dem einstigen Schweinestall, wo sich eine ungeheizte Küche befand, ist jetzt eine kleine Einliegerwohnung mit einem Schlafraum, Bad und Bibliothek geworden. Die Küche wiederum wurde an ihrem ursprünglichen Ort situiert: in die Mitte des Hauses.
Zwei neue Einbauten, wir nannten sie «Burschen», artikulieren die Räume. Ihre räumliche Wirkung verweist an die historischen Bündner Specksteinöfen, welche wie Elefanten in den getäfelten Stuben stehen. Der erste «Bursche» ist ein Specksteinofen, der zwischen der Küche und dem Wohnzimmer steht und die beiden Räume heizt. Der zweite «Bursche» ist die Dusche und die Sanitärverteilung. Die beiden Einbauten verkörpern sozusagen die historischen und die neuen haustechnischen Installationen.

Die vier Räume im Erdgeschoss bilden eine Enfilade. Ihre topografische Eigenheit prägen das Haus. Jeder Raum liegt auf einem anderen Niveau, jeweils zwei Stufen tiefer als der vorangehende, so geht es durch jeden Raum weiter abwärts. Die Wandtäfelung verdeutlicht die verschiedenen Niveaus der Räume. Die horizontale Linie im Täfelungsbild durchzieht das Haus wie die Linie eines Pegelstands.
Die Täfelung aus Birkensperrholz haben wir mit unterschiedlich geölten Sperrholztafeln neu interpretiert und somit aufgewertet. Sie unterscheidet sich von der einfachen Wandverkleidung, die sich früher in den untergeordneten Räumen von Bediensteten fand. Die Art wie die Täfelung geölt und verlegt ist, komplettiert das Muster der Täfelung im Wohnzimmer, die in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten wurde. Mit der Raumtäfelung und den «Burschen» haben wir zwei typische Elemente der Raumtypologie des Bündner Strickbaus integriert.
Der Umbau offenbarte uns Schicht um Schicht die Geschichte des Hauses. Auf der Veranda etwa kam die ehemalige Aussenwand hervor, nachdem wir eine Verkleidung herausgenommen hatten. Ebenfalls entdeckten wir dort ein Fenster. Im Wohnzimmer fanden wir auf dem alten, freigelegten Riemenboden die Spuren der Nagelschuhe, die dort früher jeweils unter Anstrengung im Sitzen angezogen wurden.
In diesem Sinne hat der Umbau von CIAHAD dessen Geschichte hervorgebracht und das Wesen des Strickbaus wiederbelebt.