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Miller & Maranta

Neubau Wohnungen Sempacherstrasse . Basel

Miller & Maranta . Neubau Wohnungen Sempacherstrasse . Basel (3)

Miller & Maranta . photos: © Ruedi Walti . + arc-award

Die prägnante historische Blockrandstruktur des Gundeldingerquartiers hat auch heute noch einen vertrauten städtischen Charakter. Die in regelmässigem Raster angelegten, grosszügigen Gevierte mit vier- bis fünfgeschossiger Bebauung sind entlang der Strassen kleinteilig parzelliert und vermitteln so einen ausgewogenen und homogenen Ausdruck.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden viele kleinere Bauten durch längere und höhere Bauvolumen ersetzt, so auch ein Grossteil der Südseite der Sempacherstrasse. Dies hat zu einem Verlust an Vielfältigkeit und Kleinmasstäblichkeit geführt. Im Inneren der Blockränder finden sich neben gewerblichen Nutzungen, welche sich auf zusammengelegten Grundstücken entwickelt haben, auch grössere grüne Freiflächen.
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Architektonisches Konzept

Für die Bebauung an der Sempacherstrasse und das Gebäude im Hofbereich werden zwei unterschiedliche Bebauungsmuster entwickelt, welche der jeweiligen Situation Rechnung tragen. An der Sempacherstrasse wird ein einfaches, in der Höhe zurückgestuftes Gebäude vorgesehen, das sich in den Strassenzug eingliedert. Die innere Struktur entspricht einer zeitgenössischen Interpretation der klassischen Blockrandwohnung und bereichert diese mit feingliedrigen und stark verglasten Fassaden. Im Hof wird eine eigenständige Wohntypologie entwickelt, welche das Wohnen im Hof auf sehr spezifische Weise thematisiert. Die Anordnung und Orientierung der Wohnungen reagiert auf die beengten Raumverhältnisse und unterschiedlichen Nachbarschaften. Während die Wohnungen an der Sempacherstrasse über eine klare Vorder- und Rückseite verfügen, werden im Hof die Wohnungen durch die Fragmentierung des Gebäudevolumens auf mehrere Seiten hin orientiert. Somit entsteht für die Bewohner der Hofbebauung eine aussergewöhnliche Wohnqualität mit gleichzeitig hoher Privatheit. Durch die prägnante Volumetrie und den gewählten architektonischen Ausdruck wird den Bauten eine Stimmung und Kraft verliehen, die an diesem Standort nachhaltig bestehen kann.

Erschliessung und Aussenraumgestaltung

Die für sämtliche Bereiche hindernisfrei gestaltete Erschliessung der Gebäude erfolgt hauptsächlich über die Sempacherstrasse, wo die Zufahrt zur Tiefgarage und der Hofzugang liegen. Der Hofbereich wird als gemeinschaftlicher Aussenraum verstanden. Das Hofgebäude verfügt bei die Liegenschaft Gundeldingerstrasse 139 über eine zusätzliche Anbindung ans Quartier.

Die Erschliessung der Tiefgarage für sämtliche Wohnungen erfolgt über den zentralen Zugang mit Abfahrtsrampe im Bereich der Sempacherstrasse 53. Die Zufahrt für die Feuerwehr und für Umzüge mit grösseren Lastwagen erfolgt für den Hofbau über die Hofzufahrt im Bereich der Sempacherstrasse 51. Dort ist auch der Velounterstand angeordnet.

Die Gestaltung des Aussenraums im Hof verfolgt das städtebauliche Ziel eine starke Identität zu schaffen. Im Innern des Hofes soll den Bewohnern der Wohnbauten mit einfachen gestalterischen Mitteln ein vielfältiger Freiraum als hochwertiger Erholungs- und Gemeinschaftsraum zur Verfügung stehen.

Hofhaus: Wohnungen im Hof

Der Neubau im Hof mit 24 Wohnungen orientiert sich an seiner spezifischen Lage: Die Besonderheit der Wohnsituation innerhalb des geschlossenen Hofes findet in einer prägnanten Typologie ihren Ausdruck. Durch die Fragmentierung des viergeschossigen Baukörpers mit vertikalen Einschnitten wird eine mehrseitige Orientierung der Wohnungen ermöglicht. Somit profitieren diese optimal von den unterschiedlichen Ausrichtungen und Tiefen des grossen Hinterhofes. Zudem kann durch die geschickte Anordnung und das geschossweise Versetzen der einzelnen Wohneinheiten die Belichtung und die Privatheit in Einklang gebracht werden. Die Fassadenstruktur ist mit regelmässigen Fensterelementen und — für die geschlossenen Bereiche — mit Holzpaneelen vorgesehen. Die Absturzsicherung vor den raumhohen Fenstern und den Balkonen wird durch eine feine Staketenstruktur gewährleistet, die sich in verschiedenen Bereichen als Spalier für Kletterpflanzen nutzen lässt. Somit wird der Gartencharakter des Hinterhofes verstärkt.

Die Erschliessung der Wohnungen erfolgt im Erdgeschoss über eine durchgängige „rue intérieure“, welche alle drei Treppenhäuser miteinander verbindet. Die grosszügigen Foyers vor den Treppenhäusern unterstützen die gemeinschaftliche Stimmung. Die einladenden und grosszügigen Treppenhallen zu den drei Aufgängen ermöglichen die präzise Adressbildung und Erschliessung der erdgeschossigen Wohnungen.

In den vorliegenden Grundrissen sind pro Regelgeschoss sechs Wohnungen vorgesehen, in denen mit möbelartigen Unterteilungen eine räumliche Grosszügigkeit geschaffen wird. Im Erdgeschoss werden vier Gartenwohnungen direkt aus der rue intérieure erschlossen. Im Attikageschoss werden zwei loftartige Wohnungen mit grosszügigen Aussenbereichen angeboten.

Vorderhaus: Wohnungen an der Sempacherstrasse

Über ein zentrales Treppenhaus werden die zehn Wohnungen vom Hofdurchgang her erschlossen. Im robust materialisierten Sockel ist strassenseitig neben den Zugängen zum Hof und zu der unterirdischen Parkierung ein grosszügiger Atelierraum angegliedert. Darüber liegen im Regelgeschoss jeweils Wohnungen mit 3.5 und 4.5 Zimmern. Im Dachgeschoss wird eine offen gestaltete Wohnung angeboten, welche über zwei Terrassen zum begrünten Hof und zur Quartierstrasse verfügt.

Die Gestaltung der Wohnungen basiert für sämtliche Wohnungsgrössen auf demselben räumlichen Konzept: Mit einer grosszügigen Wohnhalle, welche viel Platz für das tägliche Leben bietet, wird auf die unterschiedlichen Nutzungsbedingungen Rücksicht genommen. Die Halle, welche sich über die gesamte Gebäudetiefe spannt, bietet einen hohen Gebrauchswert und ist durch die freie Möblierbarkeit auf die spezifischen Bedürfnisse der Bewohner abstimmbar. Sämtliche Zimmer und die Nasszellen sind direkt aus dem Wohnraum zugänglich und zumeist mit Schiebetüren abgetrennt. Dadurch ist trotz der offenen Wohnstimmung die Intimität der privaten Nutzungen gewährleistet. Strassen- und hofseitig ist den Wohnungen ein gut nutzbarer Balkon vorgelagert, welcher den Blick in den grosszügigen begrünten Hof oder auf die Quartierstrasse freigibt.

Mit der strukturierten Fassadengestaltung wird beabsichtigt, dem Gebäude innerhalb der von unterschiedlichen Massstäben geprägten Umgebung ein selbstbewusstes und doch zurückhaltendes Gesicht zu geben. Mit der hell lasierten Struktur in Sichtbeton und den grosszügigen, dunkel gerahmten Fenstern ist das Äussere des Gebäudes kraftvoll gegliedert und fügt sich durch ruhig proportionierte Elemente in die Umgebung ein.

Miller & Maranta, Basel, 9. September 2014