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Marte Marte

Vocational school of tourism . Villach

© Volker Wortmeyer

Marte Marte Architects . photos: © Marc Lins . © Volker Wortmeyer . + nextroom

Im Südwesten Villachs werden die bestehenden Kärntner Tourismusschulen Warmbad-Villach (KTS), inklusive unlängst errichtetem Lehrlingsheim, durch den Neubau für die Fachberufsschule für Tourismus erweitert und zu einem Kompetenzzentrum für Tourismusberufe zusammengefasst. Das Umfeld ist inhomogen – Industrie- und Gewerbeobjekte, Bau- und Einkaufsmärkte, Mehr- und Einfamilienhäuser bilden die amorphe Nachbarschaft.
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Der langgezogene, zweigeschossige Baukörper mit seinen geometrischen Außenanlagen orientiert sich an vorhandenen Bezugslinien wie Sportplatz und südseitiger Grundstückslinie und ordnet den Bildungscampus zwischen Gleisanlagen und Kärntnerstraße maßgeblich. Präzise vorgehängte Betonfertigteile und markante Passpartouts der Fenster erzeugen ein umlaufendes Fassadenbild und verhelfen dem Gebäude zu allseitig wirksamer Präsenz. Die aus dem Raumprogramm resultierenden Einschnitte im Obergeschoss sind in Analogie zu den Fensterrahmen mit schwarzem Aluverbundmaterial ausgekleidet, gliedern so volumetrisch und grafisch die ca. 120 m langen nord- und südseitigen Betonflanken. Dezent entschärft ein Plateau von ca. 50 cm Höhe die Grundwassersituation, der Betonring mit integrierten Sitzbänken fasst die angehobene Rasenfläche und zieht eine klare Trennlinie zur umgebenden Kiesfläche. Hunderte Zieräpfel in Reih und Glied formen darin einen grünen Ring um Haus, Garten und Terrassen. Einige wohlgewählte Einzelbäume zaubern Flair unterschiedlicher Reisedestinationen in den Erholungsraum.

An Stelle der bestehenden Straße zwischen Bestand und Neubau verwebt nun ein grünes Band die einzelnen Campusbauten miteinander. Der unterirdische Gang, strahlend weiß, verbindet Lehrlingsheim und Berufsschule und lässt die Internatsschüler in Hausschuhen die Distanzen überbrücken. Die Externen betreten das Gebäude von Norden, tauchen ab Richtung Turnhalle und verteilen sich dann auf Werkstättentrakt im Erdgeschoss oder Klassenräume im Obergeschoss. Zwei Lichthöfe stanzen sich in der zentralen Mittelzone bis auf das Eingangsniveau in die Raumabfolgen und bringen Tageslicht in die Erschliessungs- und Erholungszonen.

Fünf Großküchen und zwei Eisproduktionen umfasst der erdgeschossige Hygienebereich, die Trennung vom Lehrbereich äußert sich auch materialmäßig. Unifarbene Küchenfliesen tauchen die Räume in satte Töne wie Aubergine, Sonnengelb oder Pariserblau, zum Kocherlebnis gesellt sich durch die emotionsgeladenen Farben ein zusätzlicher Wahrnehmungsraum. Auch die Restaurantlehrräume warten mit Kolorierung auf und profilieren sich dadurch individuell. Darüber im Klassentrakt und dem Bereich der Administration entführen nachtblaue Wandverkleidungen gepaart mit hochroten Teppichböden in das Ambiente eines exklusiven Nobelrestaurants. Die weiße Möblierung in Klassenzimmern und Lounge ist hochwertig und setzt deutliche Akzente in den lichtdurchfluteten Raumschichten. Über die eingezogenen Terrassen und die zentralen Lichthöfe werden Blick und Schritt umgelenkt, wird das Gebäude übersichtlich und abwechslungsreich zugleich. Der Bezug zur Landschaft und den benachbarten Bauten des Campus ist im Haus durchgängig spürbar, wie auch die vom Bauherrn geäußerte Wertschätzung für Lehrberufe sich in der wertigen Ausführung und atmosphärischen Dichte unmissverständlich widerspiegelt.

Text: Marina Hämmerle