2nd phase competition entry.
Das neue Bauhaus Museum ist Schauhaus und Vitrine in der Stadt. Als offenes Museum repräsentiert es zeichenhaft die Alltagskultur des Bauhauses und stellt die Sammlung der Bauhaus Stiftung offen aus. Als Museum verortet es sich selbstbewusst und kommunikativ in der Stadt und im Ensemble der Bauhaus Bauten Dessaus.
Symbol
Ein vernetztes Museum, das als Schauhaus die Sammlung der Bauhaus Stiftung zeichenhaft repräsentiert und die Begriffe „offen“ und „transparent“ skulptural verkörpert. Ein Museum mit dem Charakter eines Laboratoriums, das dem Erbe und einem Neuauftakt der Bauhausideen gerecht wird. Mehr als ein Ort des Bewahrens und der Präsentation, sondern Ort des Schaffens, des Vermittelns, der Teilhabe. Ein lebendiger kultureller Ort des 21. Jahrhunderts.
Städtebau
Das Museum bezieht sich auf die aktuelle disperse städtebauliche Situation und entwickelt diese weiter. Mit einer bewussten Haltung zum Verlust des Blockrandes nimmt der Baukörper Bezüge aus der modernen Bebauung auf und interpretiert den pluralistischen Gesamtkontext so, dass erneut Raumkanten und definierte städtische Situationen entstehen. Durch seine Positionierung gelingt es, das Museum vielfach lesbar und erlebbar zu machen. Das „Haus im Park“ ist gleichzeitig städtisch-markantes Wahrzeichen an der Ecke Friedrichstraße / Kavalierstraße und gliedert die städtebauliche Situation. In seiner Höhe und Figur lehnt es sich an die historischen Bestandsbauten (historische Post) an und bezieht sich ebenso auf die scheibenartigen Wohnungsbauten der DDR-Moderne. Durch seine volumetrische Verschneidung wirkt das Haus als städtebaulicher Mittler. In den offenen Ecken des Museums entstehen verschiedene Orte mit andersartigem Charakter. Im Kreuzungsbereich der Kavalier- und Friedrichstraße entsteht ein großzügiger und repräsentativer Eingangsbereich, welcher das gemeinsame Niveau von Park und Gebäude mit dem der Stadt verbindet. Durch die offene Struktur des Gebäudes entstehen vielseitig nutzbare Räume, welche die Anforderungen des Museums im Freiraum integrieren.
Der südliche Bereich ist Teil des Parks. Hier verknüpft sich das Haus besonders stark mit dem umgebenden Park. Im Südosten wird die Ankunft aus der Ratsgasse vom Haus gefasst und mit einer spitzwinkligen Platzsituation betont.
Landschaft / Freiraum
Die Gestaltung der Freianlagen des Bauhaus Museum Dessau greift den jahrhundertelangen Überformungsprozess des heutigen Dessauer Stadtparks auf. Ergebnis dieser Entwicklung und Basis der Umgestaltung ist ein Park, der die Geschichte der Stadt eindrücklich widerspiegelt und sich dabei durch einen beeindruckenden Baumbestand auszeichnet. Vor allem die Transformation des Parks vom englischen Landschaftsgarten zum modernen Volkspark in den 1960er Jahren ist in der Baumstruktur deutlich abzulesen. Der starke Rahmen, mit klassischen Rundwegen und vielfältigen Rückzugsorten ist immer noch erhalten und wird durch große Rasenflächen mit kulissenhaften Baumpflanzungen ergänzt.
Ziel der Gestaltung ist die sensible Integration des Museumsneubaus in die historische Parkstruktur. Durch Form und Positionierung des Gebäudes kann der prächtige Baumbestand des Parks fast komplett erhalten bleiben. Durch einige gezielte Nachpflanzungen werden in Kombination mit dem Gebäude neue Räume und Blickbezüge geschaffen. Die Neupflanzungen ergänzen den außergewöhnlichen Baumbestand und stärken das Bild einer vielfältigen botanischen Sammlung.
Die zu verwendenden Materialien orientieren sich am Bestand. Lediglich die Platzfläche um das Museum soll durch seine Materialität einen besonderen Charakter erhalten. Untermalt von einer mit Natursteinsplitt abgestreuten, hellen Asphaltfläche, liegt das Gebäude wie selbstverständlich in den historischen Räumen des Parks und verknüpft diesen mit der Stadt. Die charakteristischen Bestandsbäume werden erhalten und mit einer sitzhohen Einfassung in die Gestaltung des Platzes integriert. Der in diesem Bereich angeordnete Museumsshop sorgt für eine zusätzliche Belebung des Platzes. In der Verlängerung der Ratsgasse werden die Besucher über die Platzfläche zum Café im Museum geführt. Unter den großen Bestandsbäumen sind Ausstellungen oder Veranstaltungen der Museumspädagogik möglich. Umläuft man das Gebäude erreicht man im Süden die zum Park hin ausgerichtete Terrasse des Museumscafés.
Die Stellplatzanlage für Besucher befindet sich auf dem vom Auslober vorgeschlagenen Baufeld und wird von der Friedrichstraße aus erschlossen. Auch hier wurde das Konzept der sensiblen Integration neuer Bauten im Park fortgeführt. Dem Motto „Parken unter Bäumen“ folgend, konnten 50 Stellplätze verortet werden und ein Großteil des Baumbestands erhalten bleiben.
INTERDISZIPLINÄRES ERLEBEN
So wie das Bauhaus 1919 neue Lernreformen etablierte, soll auch die räumliche Strukturierung des Bauhaus Museums Dessau diesen Leitgedanken- Die Inklusion und Vernetzung von Disziplinen – ins 21. Jahrhundert fortführen. Das Museum ist Wahrzeichen all seiner Programme und stellt diese nach außen in ihrer Gleichzeitigkeit dar.
Raum und Programm
Diese beiden Ansätze greifen wir als Leitgedanken zur Organisation des Gebäudes auf. Im Vordergrund steht ein neuer Vermittlungsansatz: Verstehen durch Erfahren, an einem Ort des aktiven Mitgestaltens. Die Objekte die im Bauhaus Museum ausgestellt werden, hatten nie den Anspruch Designobjekte zu sein, sondern waren als Alltagsgegenstände gedacht. Es stand nicht nur das Endprodukt, sondern der gemeinsame Schaffensprozess im Vordergrund. Das ganze Gebäude ist von Aktivität geprägt, sie durchdringt auch die Präsentationsbereiche. Das auratische Objekt wird als Nutzgegenstand vermittelt, dessen Entstehung der Besucher durch aktive Beteiligung verstehen soll. Öffentliche und halb-öffentliche Flächen vermischen sich und verbinden dadurch die unterschiedlichen Programme. Das neue Bauhaus Museum Dessau wird ein lebendiges Forum für Diskussionen, Reflexionen, und Veranstaltungen.
Die versetze Stapelung von vier Ausstellungsröhren erzeugt ein Wechselspiel von offenen und geschlossenen Räumen – das Museum als gemeinsamer Erlebnisraum.
Somit teilt sich das Raumprogramm in Tageslicht und Kunstlichtbereiche.Die vier Ausstellungsflächen bespielen die Betonröhren, angefangen mit den Topoi PROLOG, Clubhaus und Museum im EG, gefolgt von den gegenübergestellten Topoi SCHULE und ERFINDER im 1.OG, und als Abschluss der regulären Sammlung das WARENHAUS und die FABRIK im 2.OG. Als Abschluss des Gebäudes befindet sich in der höchsten Röhre die SONDERAUSSTELLUNG.
Die Tageslichtflächen werden von den publikumsintensiven öffentlichen Nutzungen belegt. Angefangen vom Erdgeschoss setzt sich der kollektive Parkraum über den SHOP, die CAFETERIA und das TICKETING mit direktem Außenraumbezug, über die Büros und LOUNGEBEREICHE im 1.OG bis hin zum Vortragssaal und dem Workshop im 2.OG und letzendlich dem Dachgarten im 3.OG fort.
Die Dialektik von offen und geschlossen ergibt einen gemeinsamen Erlebnisraum für das Bauhaus Museum Dessau und erweitert spektakulär die kuratorischen Möglichkeiten. Die Ausstellungsbereiche sind seperat erlebbar, gleichzeitig lässt sich das Haus dank der Abschliessbarkeit der verschiedenen Flügel über Tore auch ein Gesamtrundgang durch das Haus inzenieren, oder wie in eine Sonderschaltung verwirklichen.
Als Besucher wird parallel zum Sammlungsrundgang ein vertikales Erleben der Stadt möglich. Es bieten sich Ausblicke in verschiedenen Höhen, angefangen vom Foyer am Stadtplatz, dann Blicke in Park und entlang der Ratsgasse, darüber mit dem Pendant der historischen Post und Blicken in die Weite der Stadt, bis hin zum Skulpturengarten auf dem Dach, der in der Höhe der Baumwipfel positioniert ist.
Der Besucher soll als handelndes Subjekt in den Ausstellungsrundgang eingebunden werden. Dafür werden in dem Gebäude tageslichthelle Flächen angeboten, die ihn zur Interaktion auffordern. Mögliche Formate der Partizipation könnten in diesen Bereichen sein: Workshops, Diskussionsforen, Hands-On Exponate, Recherchestationen, Befragungen. Durch die emotionale Ansprache des Besuchers und durch die Möglichkeit selber etwas zu gestalten, entwickelt er ein Verständnis für den Schaffensprozess. Diese Aktionsflächen setzen sich in den Ausstellungsräumen fort.
Auch die im Programm vorgegebenen Funktionen wie Büro, Werkstatt und der Vortragsraum sollen dem Prinzip der Öffnung nach Außen und der Vernetzung mit anderen Programmen folgen. Diese Bereiche sind einsehbar und räumlich mit den Interaktionsflächen für die Besucher verwoben, sodass dass das ganze Gebäude von dem Gefühl einer großen Ideenwerkstatt geprägt wird. Produkte aus Kooperationen mit Hochschulen könnten frei im Foyer und um die Büros herum verteilt werden, um auch den Charakter eines Zukunftslabors nach Außen zu vermitteln.
SPEZIFISCHE NEUTRALITÄT
Eine zeitgenössisches Museum für die Sammlung der Bauhaus Stiftung Dessau steht vor der Herausforderung, eine zeichenhafte und lesbare Architektur zu schaffen die in ihrer Spezifität gleichzeitig auf wechselnde Programme reagieren kann und ein Höchstmaß an Flexibilität bietet.
Ausstellungsflächen
Die Ausstellungsflächen sind neutral gestaltet und entsprechen in ihrer Materialität Werkstattcharakter (Sichtbeton und Stabparkett). Die Struktur des Hauses versteht sich als dienende Infrastruktur, die von Objekten und Exponaten gefüllt werden.
Das moderne Ausstellungskonzept geht von einem hohen Maß der Flexibilität aus (Objekte werden getauscht, Themen ergänzt etc.). Die Ausstellungsräume sind durch ihren hallenartigen, stützenfreien Raum multifunktional und flexibel bespielbar. Die Formate der Ausstellungsräume sind ausgerichtet auf die Bedürfnisse einer zumeist kleinteiligen Sammlung die sich aus der Ausrichtung als Sammlungsmuseum für Objekte und Dokumente ergibt. Die Breite der Ausstellungsflügel erlaubt eine sinnvolle Hin- und Rückführung des Rundgangs. Die vier Ausstellungsröhren unterscheiden sich in Positionierung und Raumhöhe, so dass verschiedene Raumeindrücke entstehen.
Durch die freie Gebäudestruktur mit den tageslichtfreien Ausstellungsräumen lässt sich jedes kuratorische Konzept umsetzen. Die inhaltliche Grobgliederung der Ausstellungsflächen in unterschiedliche Topoi vom Prolog bis zur Sonderausstellung könnte in Raumbilder übertragen werden. Die großzügige Struktur der Ausstellungsräume ermöglicht auch das Einstellen von Wänden und Raum-in-Raum-Systemen für z.B. besonders lichtempfindliche Exponate, ohne dass der große Raumeindruck gestört würde. In den Plänen sind beispielhaft die unterschiedlichen Formationen der modularen Vitrinen, Podeste, Regale, Räume und Wände eingezeichnet, die aufgrund der flexiblen Infrastruktur (Licht und Elektro) immer wieder neu arrangiert werden können.
Tragwerk
Strukturell führt das Gebäude entscheidende Themen der führenden Bauhaus Architekten weiter: Die Form entspricht den funktionalen Abläufen, tragende und logistische Elemente wie Treppen und Kerne werden offen zur Schau gestellt. Die Tragwerkselemente sind materialecht sichtbar, es wird auf eine simple und rationalisierte Fabrikations- und Bautechnik zurückgegriffen. Alle Deckensysteme sind vorproduziert, die Lichtdecke passt sich in den notwendigen konstruktiven Aufbau ein und folgt der Gliederung der Fertigteile. Die minimalistische Tektonik aus glatten geschlossenen Betonflächen und eleganten Bandfassaden erscheint eine folgerichtige Ausprägung eines Hauses, welches sich im Bezug zur frühen Moderne begreift.
Das Gebäude ist in Stahlbetonbauweise unter Verwendung von Spannbeton-Fertigteilen konzipiert. Um die Deckenspannweiten der Ausstellungsflächen von 12m stützenfrei zu überbrücken, werden Spannbetonhohldielen zwischen die wandartigen Träger auf Konsolen abgelegt, welche über Zentrierbewehrung in Lage gehalten werden. Die Verwendung dieser Fertigteile sorgt für minimale Deckenhöhen und verkürzt zugleich signifikant den Bauablauf, was sich wirtschaftlich begünstigend auswirkt. Die erzeugten Freiflächen zwischen den Röhren werden mit hinterspannten Fassadenträgern als Stahlleichtbaukonstruktion an die wandartigen Träger angehangen und am Fußpunkt gleitend ausgebildet. Dies ermöglicht ein filigranes und transparentes Erscheinungsbild.