Guggach III . Zurich
Donet Schäfer Architekten + Tanja Reimer . Weyell Zipse Architekten
Weyell Zipse Architekten, in collaboration with Donet Schäfer Architekten + Tanja Reimer and Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, have won the competition GUGGACH III, consisting of a school building and gym, a housing complex with 120 flats and a kindergarden, as well as 1.800m2 of retail area and a public park with 5.000m2.
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Jonglieren mit Gegensätzen Bauen im urbanen Kontext ist mehr und mehr geprägt von Zielkonflikten, innerhalb derer der entwerferische Spiel- raum für unser Wohn- und Lebensumfeld scheinbar sukzessive schwindet. Der Lärmschutz kollidiert mit den Anfor- derungen zur Verdichtung nach Innen; innovative Energiekonzepte bedingen Kosten, die auf die gemeindepolitisch legitimierte Forderung nach mehr bezahlbarem Wohnraum prallen. Wie kann man sich in diesem Dilemma noch virtuos bewegen? Das entwerferische Spiel mit inhaltlichen Gegensätzen, die räumlich übersetzt und im Ausdruck überhöht werden, bildet die Grundlage für eine Flucht nach Vorne. Vieldeutigkeit und Präzision Einfache aber präzise gesetzte und architektonisch artikulierte Bauten bilden ein lose gefügtes Ensemble. Im Dialog mit der Umgebung entsteht eine Komplexität der Massstäbe und Stimmungen als Voraussetzung für das Einnisten von Urbanität. Die Kreuzung Wehntaler-/Hofwiesenstrasse ist als wichtiger städtischer Knotenpunkt räumlich schwer lesbar und bietet wenig Aufenthalts- qualität. Der Entwurf muss sich daher in das bestehende Stadtgefüge einordnen und gleichzeitig einen neuen Ort, oder besser eine Sequenz von Orten etablieren. Während die Wehntalerstrasse schon im 19. Jahrhundert eine der Haupteinfallachsen in die Innenstadt von Zürich war, hat sich die Gewichtung durch die Entwicklungsgebiete Zürich West und Oerlikon mehr und mehr zu einem gleichberechtigen Verkehrskreuz gewandelt, was sich in der hohen Lärmbelastung und der Morphologie des Ortes ausdrückt. Übergeordnete Bauten wie das Radiostudio oder die Schule Allenmoos, aber auch viele durchgrünte Wohnsiedlungen stehen orthogonal zur Wehntalerstrasse, auch wenn die Grund- stücke nicht direkt an sie angrenzen. Strassenbegleitende Gebäude entlang der Hofwiesenstrasse weisen dagegen den Weg nach Oerlikon. Die Überbauungen Guggach 1 und 2 bringen einen neuen Massstab ins Quartier und besetzen als Inseln mit Binnenräumen die Baufelder am Waldrand. Der Entwurf reagiert auf die disperse Situation mit einer präzisen Setzung einfacher Körper. Vier Bauten nehmen die Richtung der Wehnta- lerstrasse auf und schaffen an der Hofwiesenstrasse Raum. Sie fügen sich zu einem heterogenen Ensemble mit orthogonaler Ordnung. Die Komposition begrenzt den neuen Quartierpark und vernetzt ihn zugleich mit den bestehenden Freiräumen. Das Freiraumband aus Friedhof, Gemeinschaftsgärten, Park und GZ wird auf diese Weise als öffentliche Erholungszone gestärkt. Während das Schulhaus ganz selbst- verständlich die Wehntalerstrasse begleitet, drehen sich die Wohnbauten je nach Perspektive in die Hofwiesenstrasse hinein oder aus ihr heraus. Die resultierende Aufweitung gegenüber der Tramhaltestelle wird zu einem kleinen Quartierplatz. Das Ensemble wird in seiner Grundordnung bestechend einfach gebildet, erreicht im Dialog mit der Umgebung und im architektonischen Ausdruck jedoch eine hohe Komplexität. Von der Hofwiesenstrasse betrachtet treten die Wohnbauten mit grosser Präsenz als ungleiches Gebäudepaar auf, das durch den Bruch in der Strassenflucht den Übergang von Unterstrass nach Oerlikon markiert. Parkseitig fügen sich die strukturellen Fassaden der zwei Scheiben wiederum zu einer Raumkante. An den Stirnseiten greifen die muralen und die feingliedrigen Elemente der Fassade ineinander, ragen turmartig empor und kontrastieren damit den Gewerbesockel im Erdgeschoss. Durch die klare Raumbildung und die heterogene Erscheinung entsteht eine Sequenz von charaktervollen Stadträumen, die durch wieder- kehrende architektonische Elemente wie die eingefärbten überdimensionierten Beton-Säulen ausgezeichnet und mit einer programmatische Dichte kohärent bespielt werden. Ort und Zwischenraum Die prägnante Setzung erzeugt Aufenthaltsräume mit funktionaler Dichte und gleichzeitig Durchlässigkeit und Transparenz. Auch in einem fliessenden Raumkonzept gelingt die Grenzziehung zwischen öffentlich und privat. Immer grösser werdende Planungsgebiete und die Wertschätzung der Gründerzeitstadt befördern Gebäudetypen mit Binnenräumen, die ein eindeutiges Innen und Aussen formulieren. Um die programmatische Dichte auf dem Wettbewerbsperimeter einer Quartieröffentlichkeit zugänglich zu machen, ist in diesem Fall jedoch ein hohes Mass an Porosität gefragt. Das Gebäudeensemble erzeugt spezifische Orte und vernetzt sie miteinander. An der Hofwiesenstrasse bildet der Quartierplatz die Adresse für die Wohn- und Gewerbebauten. Alle Ge- werbeeinheiten werden von hier erschlossen, so dass sich direkt an der Tramhaltestelle ein übergeordneter Treffpunkt etablieren kann. Das Erdgeschoss der angrenzenden Wohnscheibe bündelt Treppenhäuser und Lifte an den Gebäudeenden, so dass sich die Gewerbeeinheiten zwischen Park- und Strassenseite durchstecken und flexibel unterteilbar sind. Der grosse Quartierladen begleitet auf selbstverständliche Weise die Hofwiesenstrasse und besitzt einen prominenten Eingang vom Platz. Vielseitiges Mobiliar zum Liegen, Klettern und Sitzen, sowie in Beton eingelassene Wasserspiele erzeugen einen Ort zum Verweilen. Die Aufteilung der Wohnüberbauung auf zwei Bauten ermöglicht eine diagonale Beziehung zum ruhigen Parkraum in zweiter Reihe. Durch die Überlappung der Wohnscheiben wird der Park vom Lärm abgeschirmt und kann doch am Strassenraum partizipieren. Zwischen den zwei Zeilenbauten entsteht eine «Gasse», von der alle Wohnungen erschlossen werden. Die Mieter der Ateliers im Erdgeschoss und die Bewoh- ner können sich hier auf informelle Weise Raum temporär aneignen. Für den Siedlungszusammenhalt nimmt ein kleiner fragiler Baustein eine entscheidende Rolle ein: Der Kindergarten wird aus der Wohnsiedlung als separater Bau herausgelöst und erreicht mit dem Gemeinschafts-raum und den Eingängen zu den Wohnungen eine räumliche und funktionale Verdichtung an der Siedlungsterrasse. Peripher am Park gele- gen entsteht hier ein Ort für die nachbarschaftliche Begegnung mit Blick auf den schräg gegenüberliegenden Pausenhof der Freiluftschule. An einer langen Tafel findet man sich geplant oder spontan zusammen. Die großzügige Grünfläche ist das zentrale Element des Quartierparks und schafft einen Zusammenhalt zwischen den variierenden Ansprü- chen. Als multifunktionaler Erholungsraum reagiert der Park auf die unterschiedlichen Nutzungsbedürfnisse. Es werden abwechslungsreiche Qualitäten etabliert, die den Freiraum vielseitig nutzbar machen. An der bunten Wiesenböschung der «Guggacher Aussicht» lädt ein Sitzele- ment Kleingruppen zum Verweilen ein. Ebenso kann die Topografie hier zum Klettern oder Liegen auf Hägenetzen genutzt werden und schafft ein spielerisches Angebot. Die Uferböschung des Bachlaufs wird aufgeweitet und zum naturnahen und ökologisch wertvollen Freiraum mit hoher Biodiversität. Neben der wiesenartigen Ufervegetation sind grosskronige Silber-Weiden und kleine mehrstämmige Bruch-Weiden vorgesehen. Die Bachwiesen schaffen einen natürlichen Puffer entlang der Wohnbebauung gegenüber belebteren Teilen wie dem Rasenspielfeld. Ergänzt werden die Gehölze im Park durch eine Kombination aus Zürgelbaum, Hopfenbuche und Tulpenbaum, die durch ihre Herbstfärbungen und auffälligen Früchte und Blüten ganzjährig attraktiv sind. Die wichtige Verbindungsachse zum Naherholungsgebiet Käferberg wird durch eine Mischung unterschiedlicher Obstgehölze betont und unterstreicht den Bezug zum gärtnerischen Nachbargrundstück. Ein Gerüst aus Farbasphalt um- fließt die unterschiedlichen Grünräume und schafft einen nahtlosen Übergang vom Gehweg zum Parkweg. Die Wege werden durch Aufent- haltsorte begleitet, die sich durch einen strukturierten Beton qualitativ absetzen. Um den Park grösser erscheinen zu lassen als er tatsächlich ist, werden die räumlichen Übergänge zwischen den Grundstücken Park-Schu- le-Wohnen fliessend ausgebildet. Der Erholungsraum reicht direkt an die Gebäude heran, so dass alle Nutzer –die Anwohner sowie Kinder- gartenkinder, Schüler und Lehrer– von ihm profitieren. Nachbarschaft und Privatheit Dem Entwurf unterliegt ein Bewusstsein und Respekt für das Bedürfnis nach Privatheit, aber ebenso die feste Überzeugung, dass im vollständigen Rückzug ins Individuelle und in der Vermeidung von Konflikten auch ein gesell- schaftliches Risiko begründet liegt. Nachbarschaften haben sich gewandelt. Das urbane Leben und mediale Platformen fördern ortsunabhängige soziale Netzwerke; das direkte Nebenan oder Gegenüber wird schneller zum Störenfried als zum Freund. Gleichzeitig leiden ältere Menschen oft unter sozialer Isolation. Viele junge Singles und Studierende suchen bewusst das Leben in Gemeinschaft. Der Wohnungsmix in diesem Projekt bietet die Möglichkeit für unterschiedliche Wohnformen und –typen. Zweierlei verbindet die Wohnungen: Ungeachtet ihrer Grösse spannen sie von Park- zu Stras- senseite und profitieren damit bestmöglich von Licht, Ausblick und Ruhe. Das fliessende Raumverständnis des städtebaulichen Ensembles mit präzise gesetzten Körpern findet innerhalb der Wohnungen seine Fortsetzung. Die Konzentration der Kleinwohnungen (Studio, 2- und 3-Zimmer-Wohnungen) an einer kollektiven Stadtloggia bildet die Voraussetzung für ein spezifisches Zuhause unterschiedlichster Menschen und deren Dialog. Die Widererwägung des Laubengangs lohnt sich, wenn es gelingt, ihn als zwangfreien Treffpunkt zu etablieren. Wer seine Wohnung über einen Laubengang erschliesst will deswegen nicht sein Leben mit Allen teilen. Schlafräume werden daher konsequent parkseitig orientiert. Die Dreizimmerwohnung bestimmt die Gebäudestruktur der Wohnscheibe an der Kreuzung Wehntaler-/Hofwiesenstrasse. Durch das Auflösen von festen Kammern in eine fliessende Raumstruktur «atmet» die Wohnung ganz alltäglich: Die Nutzer definieren Durchlässigkeit und Geborgenheit, Teilnahme und Abgrenzung durch Öffnen und Schliessen der Türen. Trotz reduzierter Wohnungsgrösse entsteht so räumlicher Reichtum und Weite. Gleichzeitig kann der durchgesteckte Wohnraum im Bereich der Küche lärmabgewandt gelüftet werden. Der Idee der gestapelten Einheiten folgend hat jeder Wohnungseingang eine Vorzone mit fest installierter Sitzbank und Tisch, die eine schützende Schwelle wie auch –wenn man es sucht– einen Ort für das nach- barschaftliche Gespräch bietet. Die überdimensionierten Säulen halten Vorübergehende von der Fassade weg und rythmisieren den Gang als Raumfolge. Der parkseitige ruhige Balkon und die Schlafräume bilden ein Gegengewicht zum einsehbaren und sonnigen Wohnbereich. Die Vielzahl an Situationen und Qualitäten auf kleinstem Raum ermöglicht den Bewohnern selbst zu entscheiden, wie sie ihre Wohnung gliedern und wie sie darin leben. Die grösseren Wohnungen (4- und 5-Zimmer-Wohnungen) sind jeweils eigene Gemeinschaften und werden im südlichen Gebäude gebün- delt. Über aussenliegende Terrassen, Lifte und Treppen werden sie als Zweispänner erschlossen und es entsteht auch hier –ähnlich zu ame- rikanischen Feuertreppen– eine Gelegenheit für den informellen Austausch. Das Erdgeschoss kann so strassenseitig für den Quartierladen freigespielt werden. Man erschliesst die Wohnung über ein kleines Entrée, das gleichzeitig zur ruhigen natürlichen Belüftung des Wohnraums dient. Der durchgesteckte Raum weitet sich in der Mitte der Wohnung auf und findet in einer Wohnküche mit Blick auf die Strasse seinen Abschluss. Die Grosswohnungen (6-, 7- und 9-Zimmer-Wohnungen) im ersten Geschoss bilden mit privaten Patios eine eigene kleine Welt. Die Gemeinschaft zeichnet sich vorallem parkseitig ab. Alle Wohnungen im ersten Obergeschoss verbergen sich hinter dem ausladenden Vordach des Gewerbes und werden vollständig lärmabgewandt gelüftet, lediglich an der Stirnfassade erkennt man bei genauem Hinsehen aus dem Strassenraum ein privates Umfeld. Konzentration und Freiheit Die Lage am Park dient als Inspiration für ein spezifisches Schulraumkonzept, das Kindern sowohl nachvollziehbare robuste Strukturen und Einheiten als Lernort bietet, wie auch undeterminierte Räume zur Aneignung. Ein Schulhaus muss heute Einiges leisten: Pädagogische Konzepte entwickeln sich dynamisch weg vom Frontalunterricht, hin zum selbstän- digen Lernen in Gruppen –die Realität sieht aber vielerorts noch anders aus. Die Einführung der Tagesschule wird von ebenso viel Euphorie wie Skepsis begleitet. Neue räumliche Ansprüche müssen daher genauso Berücksichtigung finden wie ein hohes Mass an Flexibilität. Unter wirtschaftlichem Druck soll auf kleinstem Raum Konzentration ebenso möglich sein wie informeller Austausch, freies Spiel und Bewegung. Die Bedeutung als übergeordneter Baustein mit Quartierbezug und die Ausrichtung auf kleine Kinder als Nutzer stellen höchste Anforderun- gen an die innere Organisation und die Ausstrahlung des Hauses. Die Freiluftschule in der Cliostraat in Amsterdam von Johannes Duiker (1930) dient als Inspiration für ein Schulhaus mit einem räumlichen Gerüst, das die Umgebung einbezieht und so Orte für informelles Lernen und Leben in das Volumen integriert. Dieser Idee folgend umarmt das Schulgebäude einen Hofraum, der Geborgenheit ausstrahlt, sich gleichzeitig aber grosszügig zum Park öffnet. Hier kommt man am Morgen an, verteilt sich auf die Cluster und trifft sich in der Pause wieder. Bei schönem Wetter wird auch mal eine Lerneinheit oder Grup- penarbeit auf die Terrassen der Laube verlegt. Durch eine sensible Ausrichtung der Räume bleiben die Schulzimmer gleichzeitig Orte des Rückzugs und der Konzentration. Die innere Struktur des Primarschulhauses ist auch für die Kleinsten unter den Kindern nachvollziehbar in neun funktionale Cluster aufgeteilt, die direkt über den gemeinschaftlichen Hofraum erschlossen werden: In den zwei Obergeschossen verteilen sich auf die Gebäudeflügel vier Lerncluster mit dazwischengeschalteten Musik-Clustern. Im Erdgeschoss befinden sich ein gemeinschaftliches Cluster für die Tagesbetreu- ung und Veranstaltungen, ein ruhiges Büro- und Bibliotheks-Cluster sowie die Oberlichtlaterne für das Sport-Cluster mit dem Zugang zur unterirdischen Turnhalle. Die Aufteilung in abschliessbare Einheiten schafft eine kleinteilige Struktur ähnlich zu einer dörflichen Schulanlage und ermöglicht den Betrieb mit unterschiedlichen Öffnungszeiten. Um die Sporthalle über den Schulbetrieb hinaus auch für die Quartieröffentlichkeit und Vereine attraktiv und zugänglich zu gestalten, belichtet eine Oberlichtlaterne den Publikumsbereich im ersten Untergeschoss und durch die Galerie ebenso die vollständig eingegrabene Turnhalle. Aus dem Strassenraum reicht der Blick bis auf das Spielfeld und macht Passanten zu Zuschauern. Der zweigeschossige Galerieraum kann für Vereinsfeste genutzt oder für Workshops, Theater und Tanz in den Schulbetrieb integriert werden. Der Pausenplatz im Aussenraum ist eine Erweiterung des überdachten Hofraums der Schule und wird durch eine für Spiel und Sport geeig- nete EPDM-Fläche definiert. Der Allwetterplatz mit Markierungen für unterschiedliche Sportarten und in Kombination mit der Weitsprungan- lage zu einem kompakten und vielseitigen Sportplatz –gerahmt durch einen Ballfangzaun. Alternative Markierungen auf dem angrenzenden Pausenhof laden zur kreativen Interpretation unterschiedlicher Spielarten ein. Zusammen mit einer mobilen Ausstattung können flexible und variierende Spielangebote geschaffen werden, die von den Schülern mit gestaltet werden können. Rationalisierung und Reichtum Der grösste Hebel zur Wirtschaftlichkeit liegt im Städtebau. Mit dem Ensemble gelingt es kostentreibende Fakto- ren zu minimieren, so dass das Potenzial der programmatischen und typologischen Vielfalt mit einfachen Mitteln für einen räumlichen Gewinn aktiviert werden kann. Kompakte einfache Baukörper ohne Versprünge der thermischen Hülle mit einem guten Verhältnis von Hauptnutzfläche zu beheizter Ge- schossfläche (Wohnen 83%, Schule 56%) bilden die Ausgangslage für Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig wird die funktionale Dichte als Chance für einen räumlichen Reichtum der Gesamtanlage begriffen und typologisch differenziert beantwortet. Die Grundorganisation der Nutzungseinheiten in den Wohn- und Gewerbehäusern erfolgt höchst rational: Gleiche Wohnungen werden über- einander gestapelt, so dass Kräfte und Installationen ohne Versprünge geführt werden können und Nutzungseinheiten mit flexiblem Ausbau resultieren. Das beheizte Volumen wird mit Gebäudetiefen von 11 m und 13.5 m von einem gerade verlaufenden Dämmperimeter umschlos- sen und optimal mit Wohn- und Gewerbeflächen ausgenutzt. Die innere Organisation der Wohnungen mit einem Schlafraum, der sich über eine Vorzone zur Fassade streckt, ermöglicht effiziente Spannweiten von 6.75 m und 8.10 m für eine Schottenstruktur. Mit der konsequenten Schottenbauweise wird ein Rohbautypus gewählt, welcher sich schnell und kostenbewusst realisieren lässt. Und doch erreichen die Wohnungen bei aller Rationalität einen grossen räumlichen Reichtum: Auch innerhalb der Einheiten wird das Prinzip des fliessenden Raums und diagonaler Weg- und Blickbeziehungen umgesetzt. So wirken die Wohnungen trotz der niedrigen Geschosshö- hen und Minimalgrössen nach Wohnbauförderung grosszügig. In der Fassade wird auf ein adäquates Verhältnis von opaken und transparenten Flächen geachtet und die Anzahl unterschiedlicher Fenster reduziert. Günstige Kompaktfassaden mit einfachen Konstruktionsdetails, vorfabrizierte Betonfertigteilstützen und Deckenplatten sowie seriel- le Staketengeländer bilden einen Hintergrund für den architektonischen Ausdruck, werden jedoch durch farbliche Akzente, wie die eingefärb- ten überdimensionierten Beton-Säulen aus Recyclingbeton einfachster Güte sowie günstige aber spezifische Elemente wie die Tische und Sitzbänke im Aussenraum der Stadtloggia ergänzt. Die aussenliegenden Erschliessungsräume besitzen eine changierende Silhouette und bilden eine vorgelagerte differenzierte Raumschicht ohne gravierende Mehrkosten. Trotz niedriger Investitionskosten resultiert ein spezifi- scher Ausdruck und ein hoher Gebrauchswert. Im Inneren setzt sich das Spiel mit Sparsamkeit und Grosszügigkeit fort: Tragende nicht aussteifende Wohnungstrennwände werden günstig mit Betonsteinen aufgemauert und wie die Betondecken unverputzt belassen. Trennwände innerhalb der Wohnung werden in Gipsständer- bauweise erstellt, verspachtelt und gestrichen. Die gekachelten farbigen Linoleumböden unterstützen das fliessende Raumgefühl und bilden einen Akzent im sonst einfach gehaltenen Ausbau. Die festinstallierten Küchenelemente werden auf ein Minimum reduziert und durch flexibel nutzbare Schrank- und Regalelemente in der Mittel- zone ergänzt. Es bleibt den Bewohnern selbst überlassen, ob sie hier Geschirr, Lebensmittel, Bücher oder sonstiges Hab und Gut verstauen. Die Anordnung der Tiefgarage neben den Gebäuden setzt auf eine strukturelle Unabhängigkeit und ermöglicht eine direkte Abtragung der Lasten aus den Wohngeschossen ohne Abfangungen. Das Untergeschoss mit einfacher Geometrie kann mit einer konventionellen Baugru- be erstellt werden. Die Parallelität in der Erstellung der beiden Wohn- und Gewerbebauten führt zu einer verkürzten Bauzeit und birgt das Potenzial von Synergien in der Ausschreibung mit möglichen Kosteneinsparungen. Auch die Schule besitzt trotz der Reaktion auf die Lärmbelastung eine grosse Kompaktheit. Verkehrsflächen werden durch die Aufteilung in Funktionscluster minimiert oder zu gut nutzbaren Aufenthaltsbereichen umgedeutet. Vielfältige Aufenthaltsbereiche im Aussenraum kompen- sieren einen einfachen, aber robusten Ausbaustandard im Inneren. Low-Tech und Kraftwerk Energie erzeugen ist ein Kraftakt, sie zu verbrauchen ganz leicht. Dementsprechend wird in die Erzeugung investiert und wo möglich der Verbrauch reduziert. Die Anforderung MINERGIE-A an die Wohnhäuser impliziert einen grosszügigen Einsatz von Photovoltaik – um den Bedarf zu decken sind Flächen von ca. 4‘000 m2 notwendig. Wenn ein Haus Strom selbst erzeugen soll, kann man durchaus von einem kleinen Kraftwerk sprechen. Das Thema des Maschinellen wird daher aufgegriffen und erreicht mit der Wohnlichkeit der Scheiben einen eigenen, unerwarteten Ausdruck. Der Ansatz die Photovoltaik neben den Dachflächen als bewegliche Elemente direkt am Fenster und an der Brüstung einzusetzen, und so Sonne gleichermassen einzufangen, wie den Wohnraum vor übermässiger Einstrahlung und vor Lärm zu schützen, knüpft an vernakuläre bauliche Strategien wie die Brise Soleil an. Die Photovoltaik-Schirme prägen die Fassade wie ausgestellte Markisen und verleihen ihr Kraft; durch ihre Beweglichkeit jedoch auch ein spielerisches Moment, das den Benutzer und sein Verhalten mit einbezieht. Auch das Gewerbe im Erdgeschoss leistet seinen Beitrag durch weit ausgreifenden Vordächer, die für die Auslage von Produkten oder als Treffpunkt auch stadträumlich wirksam werden. Auch das Gewerbe im Erdgeschoss leistet seinen Beitrag durch weit ausgreifenden Vordächer, die für die Auslage von Produkten oder als Treffpunkt auch stadträumlich wirksam werden. Ausgenommen der hochtechnisierten Photovoltaik wird unter dem Motto «so wenig wie möglich, so viel wie notwendig» nebst einer kom- pakten Bauform und einer gut gedämmten Gebäudehülle grossen Wert auf eine einfache technische Ausstattung gelegt. Kurze Wege und gute Zugänglichkeit minimieren nebst den Investitions- und Betriebskosten zudem die Graue Energie. Auf eine Verbindung von Primär- und Sekundärstrukturen wird konsequent verzichtet. Bei der Auswahl der eingesetzten Materialien wird darauf geachtet, dass diese einerseits langlebig sind und andererseits deren Stoffkreisläufe möglichst geschlossen sind. Aussteifende Betonwände werden auf das nötigste redu- ziert und zusätzliche Elemente wie die Betonstützen so dimensioniert, dass weitgehend Recyclingbeton eingesetzt werden kann. Die Gebäude werden durch den Anschluss an das Fernwärmenetz der ERZ Entsorgung + Recycling Zürich mit Wärme versorgt. Die Wohn-/ Gewerbehäuser und die Schule erhalten dazu je einen eigenen autonomen Fernwärmeanschluss. Zusätzlich profitieren die Wohnungsbauten von der Abwärme des Grossverteilers, welche direkt zur Vorwärmung des Trinkwarmwassers verwendet wird. Durch die städtebauliche Setzung und die innere Organisation der Bauten werden die lärmempfindlichen Innenräume weitesgehend lärmab- gewandt gelüftet, damit im Wohnungsbau zugunsten der Wirtschaftlichkeit auf eine mechanische Lüftung verzichtet werden kann. In den Wohngeschossen wird im Sinne einer Low-Tech-Strategie eine einfache Nasszellenabluft vorgesehen, welche durch gezielte Massnahmen zum Schutz vor Bauschäden und zur Behaglichkeit ergänzt wird. Zur Feuchteregulation wird an den Wohnungsdecken partiell ein feuchteab- sorbierender Putz aufgetragen, welcher Feuchtigkeit verzögert wieder an den Raum abgibt und damit Schimmelbildung infolge Kondensation entgegenwirkt. Zur Lufterneuerung werden bei ausgewählten und von der Strasse abgewandten Fenstern Nachströmelemente eingesetzt, durch welche beim Betrieb der Abluftventilatoren die notwendige Ersatzluft einströmt. Einzelne, der Strassenseite zugewandte Räume im Wohnhaus A werden über in die Wand integrierte, aktive Überströmelemente be- und entlüftet. Die Low-Tech-Strategie findet in der Schule ihre Fortsetzung – auch konnten hier lärmempfindliche Räume nahezu ausschliesslich lärmabge- wandt organisiert werden. Die für eine natürliche Lüftung notwendigen öffenbaren Fenster sind an der lärmabgewandten Seite resp. im Hof platziert. Dank einer effektiven Nachtauskühlung, welche durch die hohe Speichermasse sowie eine äussere Beschattung ideal ergänzt wird, ist der sommerliche Wärmeschutz auf einfache Art und Weise gewährleistet. Im Winter werden die Schulzimmer während den Pausen durch grosszügige Lüftungsflügel effizient stossbelüftet. In der Übergangszeit könnten die Lüftungsflügel auch zur Spaltlüftung eingesetzt werden. Dieses Konzept ermöglicht tiefe Investitionskosten und in der Folge tiefere Betriebs- und Unterhaltskosten als bei einer mechanischen Lüf- tung. Die Sporthalle sowie die dazugehörigen Garderoben und Nasszellen sowie weitere fensterlose Räume werden mechanisch be- und entlüftet. Neubau Areal Guggach III Zürich, Schweiz Projektwettbewerb, 2018 Selektiver Wettbewerb mit Präqualifikation 2018, 1. Preis PLANER Architekt: ARGE Donet Schäfer Architekten und Tanja Reimer, Zürich / Weyell Zipse Architekten, Basel Landschaftsarchitekt: Atelier Loidl, Berlin Baumanagement: HSSP AG, Zürich Bauingenieurwesen: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich Energie-, Heizungs-, Lüftungsplanung: Waldhauser + Hermann AG, Münchenstein Sanitärplanung: BLM Haustechnik AG, Zürich Elektroplanung: IBG B. Graf AG Engineering, Winterthur Bauphysik & Akustik: BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich BAUHERRSCHAFT Wohnungsbau und Gewerbe: Stiftung für bezahlbare und ökologische Wohnungen – Einfach Wohnen Schule: Stadt Zürich, Immobilienbewirtschaftung Park: Stadt Zürich, Grün Stadt Zürich Auslober Wettbewerb: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten ZAHLEN Geschossfläche Schulhaus 7.791 m2 Gebäudevolumen Schulhaus 37.841 m3 Geschossfläche Wohnungsbauten 16.467 m2 Gebäudevolumen Wohnungsbauten 54.145 m3 Fläche Quartierspark 5.000m2 DATEN Ausgabe Wettbewerbsunterlagen 30.11.2017 Abgabe Wettbewerbprojekte 15.03.2018 Publikation Wettbewerbsergebnis 27.06.2018